Preisträger 2014

Roßdorf-Lädle in Nürtingen

“Wir brauchen das Ehrenamt und die professionelle Arbeit, um Menschen am Leben teilhaben zu lassen“, so Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und zugleich Bundesvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. in ihrer Festrede zur Verleihung des Werner-Weinmann-Preises. Am Sonntag wurde im Gemeinschaftshaus das „Roßdorf-Lädle“ für seine Leistungen im bürgerschaftlichen Engagement ausgezeichnet. Dotiert ist der Preis mit 1000 Euro.

Der Vorsitzende der Werner-Weinmann-Stiftung, der Nürtinger SPD-Bundestagsabgeordnete Rainer Arnold betonte, dass der Stiftungsrat sich einstimmig für das Roßdorf-Lädle entschieden habe, denn eine aktive Bürgerschaft habe hier eine wichtige Begegnungsstätte geschaffen, wo eben nicht nur eingekauft werde. „Ein gutes Wohn- und Lebensumfeld ist zentral für die eigene Lebensqualität, aber auch für den sozialen Zusammenhalt. Lebensqualität herzustellen ist daher auch Aufgabe der Politik, wichtig sind aber auch Vereine und Initiativen vor Ort. Den Engagierten vor Ort gebührt besondere Anerkennung, denn Politik kann nicht alles regeln“, so Arnold. Die Ehrenamtlichen des Roßdorf-Lädles sorgten nun seit dreieinhalb Jahren für ein solch besseres Umfeld.

Otmar Heirich, Oberbürgermeister der Stadt Nürtingen, betonte, dass bereits zum vierten Mal Nürtinger Projekte mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurden. Dies zeige, dass bürgerschaftliches Engagement in Nürtingen nicht nur ein Schlagwort sei, sondern wirklich gelebt werde.

Die Vorsitzende des  Stiftungsrats, Elisabeth Arnold, wies darauf hin, dass nach den Schließungen von Roßdorfer  Lebensmittelmärkte 2010 die Genossenschaft W.I.R. Wirtschafts-Initiative Roßdorf e.G. das Roßdorf-Lädle gegründet habe. Damit sei ein Ort entstanden, wo kommuniziert, Kontakte geknüpft würden und Hilfe angeboten würde. Pfarrerin Birgit Mattausch halte einmal im Monat ihre Sprechstunde im Lädle ab, die gerne angenommen wird. Zudem gibt es einen Lieferservice. Vorstandsmitglied Dr. Wolfgang Wetzel gab weiteren Einblick in die Arbeit der 25 ehrenamtlichen Helfer und der Angestellten (z.B. der derzeit erkrankte Marktleiter Thomas Mitsch). Im Laden würden vor allem regionale sowie Bio-Produkte angeboten.

Festrednerin Ulla Schmidt betonte die Kundennähe der kleinen Läden im Quartier: Der große Supermarkt wisse sicherlich nicht, wer Frau Müller sei und wieso sie seit fünf Tagen nicht mehr komme, aber der kleine Laden im Quartier wisse das. Und gerade in einer älter werdenden Gesellschaft würden gute Nachbarschaften wichtiger. Ehrenamtliches Engagement könne dabei staatliches Handeln ergänzen, aber nicht ersetzen, so Schmidt und zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau: „Ohne ehrenamtliche Arbeit erfriert unsere Gesellschaft.“

Goetz Weinmann, Sohn des verstorbenen Landtagsabgeordneten Werner Weinmann, zu dessen Ehren die Stiftung 2003 gegründet wurde, bedankte sich schließlich in seinem Schlusswort  u.a. bei Reinmar Wipper, der der Feierstunde einen schönen musikalischen Rahmen gab.

Den Bericht der Nürtinger Zeitung zur Preisverleihung finden Sie hier